Kurzinhalt
Olaf, Mona und Maria leiden seit Jahren an schweren Depressionen. Die Krankheit hat
ihnen jeden Lebensmut genommen. Um nicht wieder ihren Selbstmordgedanken zu
verfallen, suchen sie Hilfe in der psychiatrischen Klinik der Berliner Charité und lassen sich
einweisen. Die drei werden über einen Zeitraum von 2 Jahren auf ihrem harten Weg
begleitet. Sie scheuen sich dabei nicht vor der Auseinandersetzung mit lang umstrittenen
Behandlungsmethoden wie Elektrokrampftherapie (EKT). Auf unvergleichlich einfühlsame
Weise werden die wahren Emotionen dieser sonst oft nur schwer zu greifenden
Erkrankung für den Zuschauer nachvollziehbar. Ein Film über Hoffnung, die Abgründe des
Lebens und die brutale Härte einer Krankheit.
Autorenstatement
Vor vier Jahren habe ich die Idee entwickelt, einen Film über Depression zu drehen und
mit den ersten Arbeiten daran begonnen. Nun bin ich sehr stolz darauf, einen Film fertig
gestellt zu haben und präsentieren zu können, der genauso geworden ist, wie ich es vor
Drehbeginn gehofft hatte. Ein Film, der ein Tabuthema in Deutschland in den Mittelpunkt
rückt und gegen diese Tabuisierung angeht, der versucht aufzuklären und eine andere
Sichtweise auf diese Krankheit und die Psychiatrie aufzuzeigen.
Entstanden ist ein Film, der aus Sicht der Erkrankten erzählt - Ihnen eine Stimme gibt -
sich Zeit lässt und dabei auch den Protagonisten Zeit gibt sich mitzuteilen. Das Besondere
an meinem Film ist, dass er nicht nur dokumentiert, sondern beschreibt, dass er nicht
beurteilt, sondern begleitet und in Bildern erzählt. Dieser Aspekt ist mir besonders wichtig,
daher habe ich auch bewusst auf einen kommentierenden Sprecher verzichtet. Es ging mir
darum, die Atmosphäre der Krankheit und die Stimmung der Erkrankten in Bilder zu
übersetzen, was wir durch viel Ruhe und Geduld geschafft haben. Deswegen haben wir
auch bewusst auf Super 16mm Film gedreht, um den Film auch visuell auf eine andere
Ebene zu heben und um überhaupt die Atmosphäre in Bilder übersetzen zu können. Es ist
die erste Langzeitbeobachtung über das Thema Depression aus Sicht der Betroffenen, die
über ihre Krankheit reden und ihre individuelle Erfahrung in der psychiatrischen Klinik
beschreiben. Noch nie gab es solche Einblicke, die selbst vor der Auseinandersetzung mit
verschiedenen umstrittenen Behandlungsmethoden wie EKT (im Volksmund auch Elektroschocktherapie genannt) und DBS (engl. deep brain stimulation, Tiefenhirnstimulation), die in diesem Film gezeigt werden, nicht Halt macht.
Schattenzeit ist ein Dokumentarfilm über schwerste Depressionen, ihre
Erscheinungsformen und die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten. Ich wollte zeigen,
wie schwere Depressionen heutzutage behandelt werden und was die Erkrankten alles auf
sich nehmen, um Heilung zu erfahren. Der Film begleitet exemplarisch drei Patienten auf
ihrem Weg mit der Krankheit und deren unterschiedliche Verläufe. Der Film lässt den
Zuschauer am Erfolg genauso teilhaben wie an den Misserfolgen und der
Enttäuschungen. Auf diese Weise kann der Film beim Zuschauer mitfühlendes Interesse
und Verständnis für die betroffenen Patienten und deren Erkrankung wecken. Im
Mittelpunkt steht die Sicht der Protagonisten mit ihren Wünschen, Hoffnungen und
Ängsten. Ich bin sehr stolz auf meine Protagonisten, die mir und damit den Zuschauern
die Möglichkeit geben, diese Krankheit und die Erkrankten besser zu verstehen und einen
Einblick in ihre Innenwelt zu bekommen. Das halte ich für besonders wichtig, da
grundsätzlich jeder an dieser Krankheit erkranken kann und die Häufigkeit depressiver
Erkrankungen in den westlichen Ländern in den letzten Jahrzehnten zuzunehmen scheint.
Vielen ist nicht bewusst, dass jeder an Depressionen erkranken kann. Dies liegt weder an
persönlicher Schwäche oder schlechter Lebensorganisation. Es ist eine Krankheit, eine
sehr schwere noch dazu, die heute zwar immer besser behandelt werden kann, zu der es
jedoch noch sehr vieles zu erforschen gibt. Entscheidend ist, dass die Erkrankung und die
Aufklärung darüber enttabuisiert werden. Denn Depression ist behandelbar. Und, je früher
man sich Hilfe sucht, desto besser verläuft die Behandlung.
Bei meinen Dreharbeiten habe ich nichts inszeniert oder nachgestellt, sondern versucht,
das Situative hervorzuheben und damit so authentisch wie möglich die Welt
widerzuspiegeln, über die wir augenscheinlich so viel wissen, die wir jedoch mit Worten so
schwer fassen können.
Festivals und Preise
· Nominierung FIRST STEPS Award 2010
· Doclisboa - Int. Film Festival 2009, Portugal
· Int. Human Rights Documentary Film Festival 2009, Glasgow
· Jihlava International Documentary Film Festival 2009, Tschechische Republik
· Camerimage - International Film Festival of the Art of Cinematography 2009, Lodz
· Int. Studentenfilmfestival Sehsüchte 2010, Potsdam
· DocAviv - The Tel Aviv International Documentary Film Festival 2010
· Beeld voor Beeld - International Documentary Film Festival on Cultural Diversity
2010, Amsterdam
Gregor Theus
Geboren 1980 in Heidelberg. Studium Film/Fernsehkameramann in Berlin. Studium an der
Kunsthochschule für Medien Köln Film/-Fernsehregie bis 2010. Arbeitet als freiberuflicher
Regisseur und Kameramann im Bereich Spielfilm, Dokumentarfilm, Werbung und
Musikvideos. Seine Regiearbeiten haben einen sozialkritischen Schwerpunkt und waren
auf zahlreichen internationalen Festivals vertreten.
Quelle: www.schattenzeit-derfilm.de/docs/presseheft_schattenzeit.pdf 15.11.2010