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Kunsttherapeut*innenFritz Lilian



Interview von Lilian Fritz

F: Was hat Sie bewogen, gerade Ihren Beruf zu ergreifen?

Mein Weg zur Kunsttherapie war eine tief persönliche Reise, die von der Überzeugung angetrieben wurde, dass kreativer Ausdruck eine grundlegende Kraft für Heilung und Selbstfindung ist. Durch meinen Vater, selbst Künstler und Bildhauer und später Gründer der Akademie für ganzheitliche Kunsttherapie, wurde mir die Welt der Kunst und die heilsame Kraft des kreativen Schaffens bereits in die Wiege gelegt.
Schon früh erkannte ich, wie Kunst als Sprache dienen kann, wenn Worte allein nicht ausreichen und wie Kunst es vermag, die Welt in uns zur Form zu bringen. Diese Erkenntnis führte mich, auf einigen Umwegen, zu meiner Berufung: Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und sie zu unterstützen, durch schöpferisches Gestalten innere Klarheit und emotionales Gleichgewicht zu finden und sich wieder mehr verbunden zu fühlen- mit der inneren, sowie der äußeren Natur!


F: Welche besonderen Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach in Ihrem Beruf gefordert?

Das besondere an der/dem Kunsttherapeut*in ist, dass sie sowohl therapeutische als auch künstlerische Kompetenzen miteinander verbindet.
Meiner Meinung nach sind folgende Fähigkeiten in der therapeutischen Arbeit mit Menschen von zentraler Bedeutung
Empathie und Einfühlungsvermögen:
Die grundlegende Fähigkeit, sich in die emotionale Welt der Klienten hineinzuversetzen, ist unerlässlich. Es geht darum, ihre Perspektiven zu verstehen und ihre Gefühle, die oft nonverbal durch die Kunst ausgedrückt werden, nachzuvollziehen, ohne dabei die professionelle Distanz zu verlieren.

Schaffung eines sicheren Raumes:
Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, eine vertrauensvolle, sichere und wertfreie Atmosphäre anbieten und auch halten zu können . KlientInnen müssen sich sicher genug fühlen, um sich auf den kreativen Prozess einzulassen und verletzliche Aspekte ihrer inneren Welt zuzulassen Dies erfordert Geduld, ein Wissen über traumasensible und traumasensitive Begleitung, Präsenz und eine akzeptierende Haltung.
Als Therapeut*in bin ich Expertin des Prozesses, die Expert*in des eigenen Lebens ist und bleibt die/der Klient*in

'Die Seele ist mir gegenüber' - ich arbeite mit der Ganzheit Mensch
Neben dem aktiven Zuhören auf das, was verbal geäußert wird, ist meiner Meinung nach die Fähigkeit zur genauen Beobachtung des nonverbalen Ausdrucks auch von Bedeutung. Ich habe erfahren, wie es heilsam es allein schon für Menschen ist, gesehen und bezeugt zu werden und sich in ihrem So-Sein angenommen zu fühlen. Der kreative Prozess selbst ist das, was in der Kunsttherapie wirkt. Das 'Werk' ist in dem therapeutischen Prozess wie ein Nebenprodukt.

Fachliche und methodische Kompetenz:
Ein fundiertes Wissen über therapeutische Prozesse, kunsttherapeutische Methode und ein Wissen über die Wirkweise von Kunst und kreativen Prozessen. Als multimediale Kunsttherapeutin arbeite ich mit allen Medien und habe ein erfahrenes Wissen dazu aufgebaut! Das Wissen über Trauma entlang der neuesten neurowissenschaftlichen Erkenntnisse ist meiner Ansicht und meiner Erfahrung nach in der therapeutischen Arbeit unerlässlich.


F: Weshalb haben Sie sich gerade für Ihre Arbeitsschwerpunkte entschieden?

Das hat das Leben und die manchmal unergründlichen Wege für mich entschieden. :-) Ich habe mich führen lassen und bin den Rufen mit offenem Herzen nachgegangen.

F: Arbeiten Sie auch mit Berufskolleg*innen oder mit Expert*innen aus anderen Berufsgruppen zusammen?

Ich arbeite immer wieder sehr gerne im Netzwerk mit Kolleg*innen und/oder anderen Expert*innen zusammen. Als Kunsttherapeut*in weiß ich um die Qualität von multiprofessionellen Teams Bescheid!

F: Bieten Sie auch selbst Veranstaltungen an (Seminare, Workshops, Gruppen, Vorträge usw.)?

Ich unterrichte an der Akademie für Kunsttherapie seit über 20 Jahren eingebettet in ein tolles Team von ganzheitlichen Kunsttherapeut*innen. Seit 2024 bin ich dort Obfrau und organisatorische Leitung. Ich unterrichte Theorie und Methode, sowie Ethik und Gruppenselbsterfahrung mit kreativen Medien. Mir ist es ein Anliegen, die ganzheitliche Kunsttherapie in die Zukunft zu bringen und laufend neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Inhalte einzuweben. Wir bilden Menschen in einem zweijährigen Zyklus zu kreativen Prozessbegleiter*innen und in einem mindestens vierjährigen Zyklus zu Kunsttherapeut*innen aus. Im Mittelpunkt unseres Ansatzes steht der Mensch als Ganzheit eingebettet in ein Ganzes. Die Kunst und ihre Wirkweisen sind ebenso zentral. Darüber hinaus liegt mein ganz eigener Schwerpunkt in Kunsttherapie unter Einbeziehung von Natur. Der Mensch in der mehr-als-menschlichen Welt ist mir ein Anliegen, für mehr Verbindung zur inneren, sowie zur äußeren Natur!
Mit diesem Schwerpunkt biete ich auch außerhalb der Akademie Workshops, Auszeiten für Frauen , Jugendvisionssuchen und verschiedene Seminare an. Zudem biete ich Weiterbildungsseminare und Fachsupervision für Kunsttherapeut*innen an.


F: Welches Ziel wollen Sie in Ihrem Beruf noch erreichen?

Ich setze mich seit einigen Jahren sehr dafür ein, dass die Kunsttherapie in Österreich die Anerkennung bekommt, die sie verdient. Ich wünsche mir ein Berufsgesetz, um die Qualität im kunsttherapeutischen Feld zu sichern und damit Kunsttherapie für Menschen leichter zugänglich wird! Ein Ziel ist auch, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in meine Arbeit mit Menschen bzw auch den Unterricht einfließen zu lassen. Ein wenig meine eigenen Forschungsarbeiten voranzutreiben und Kunsttherapie und Trauma und Kunsttherapie und Natur zu vertiefen und zu verweben.

F: Was bedeutet für Sie Glück?

Es gibt ein schönes Zitat von David Steindl-Rast: 'Menschen haben etwas gemeinsam, nämlich den Wunsch, glücklich zu sein. Doch es ist nicht das Glück, das uns dankbar macht, sondern es ist die Dankbarkeit, die uns glücklich macht.
So gesehen bin ich dankbar dafür Mensch zu sein auf diesem Planeten, auf Mutter Erde, ein Ganzes zu sein, verwoben in ein großes Ganzes, welches wiederum ein Teil es noch größeren Ganzen ist...ich bin dankbar für die Kraft der Transformation und das Wissen über Wandel, bin dankbar für die schöpferische Kraft, die uns innewohnt. Und was für ein Glück, wenn wir Menschen diese schöpferische Kraft zum Wohle des großen Ganzen in die Welt weben- zur Vermehrung von Lebendigkeit und für ein seelentaugliches Leben von allem Lebendigen!


F: Wenn Sie die berühmte "Gute Fee" nach drei Wünschen fragen würde, welche würden Sie äußern?

1. Das die Menschen sich wieder daran erinnern, wie es geht im Einklang zu leben und dass Krieg niemals der Weg ist Konflikte zu lösen.
2. Das wir Menschen uns wieder daran er-innern, dass wir Natur sind und als solches Teil davon - wie ein Faden in einem großen lebendigen Netz.
3. Das wir es irgendwie kollektiv schaffen, aus den unzähligen Traumaschlaufen auszusteigen, zu heilemn und wir uns so wieder mit unserer schöpferischen Kraft im Dienste des großen Ganzen in die Welt weben!


F: Welche drei Gegenstände würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Meinen Feuerstahl für wärmendes Feuer und um Zeichenkohle machen zu können ;-), meine Kuscheldecke aus Wolle und meine Gitarre :-)

F: Was ist Ihr Lebensmotto?

Ich bin ein Naturwesen, aufgespannt zwischen Erde und Himmel und so webe ich mich, den Rufen lauschend, schöpferisch in die Welt, meine Geschichte ist wie eine Spur auf dem Körper von der alten Mutter Erde! Ich bin am wandeln und entfalten und im ewigen Kreis!


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